In Mosambik

Mi. 01.02.06 - Chimoio-Vilanculos

 

Do. 02.02.06 - Vilanculos-Tofo

 

Fr. 03.02.06 - Tofo

 

Sa. 04.02.06 - Tofo-Zavala-Maputo
Der deutschsprechende Händler, der uns 2003 den Weg in Antonios Dorf gewiesen hat, ist leider nicht aufzufinden, seine Kaufhöhle hat geschlossen. So versuchen wir auf eigene Faust den Abzweig von der Hauptstraße zu finden. Ungefähr 5km aus dem Ort heraus und dann irgendwo links abbiegen auf eine der schmalen Sandpisten, die für uns alle gleich aussehen. Ich habe begründete Hoffnung, dass wir den richtigen Weg finden, da wir diese Strecke vor drei Jahren mehrmals auch allein gefahren sind.

 

Aber diese Hoffnung schwindet bald. Nichts sieht mehr so aus wie in meiner verblassten Erinnerung und irgendwann stehen wir ziemlich dumm im mosambikanischen Busch herum. Einen letzten Versuch unternehmen wir noch. An einem Abzweig, der dem gesuchten am ähnlichsten scheint, stehen ein paar Kinder. Wir nennen Antonios Familiennamen "Muguande" und zeigen fragend in die vermutete Richtung. Die Antwort könnte man als Zustimmung deuten. Also wagen wir es und fahren in die Wildnis. Der Weg ist eben noch so mit einem PKW zu befahren. Hin und wieder muss ein Palmwedel zur Seite geräumt werden. An einigen Stellen, wo der Sand etwas tiefer erscheint geht es mit Schwung durch. In solchen Momente denken wir an unseren Autovermieter.

 

"Wenn die wüssten wo wir mit ihren Autos langfahren".

Nach ca. 2km schwindet aber auch die letzte Hoffnung Antonios Hütten zu finden. Irgendwie sieht das hier alles anders aus. Olaf und Jens im zweiten Auto sind schon zurückgefallen, wir fahren noch ein kleines Stück weiter. Wir hätten wohl doch Urlaub und Flug gemeinsam buchen sollen. Als wir wieder mal an einer Hütte vorbeikommen glaube ich die Stelle wieder zuerkennen wo wir 2003 unser Auto abgestellt hatten. Und 100 Meter weiter ist Antonios Hütte! Also steigen wir aus und gehen das letzte Stück zu Fuß, da hier auch der befahrbare Teil des Weges endet.

 

An der Hütte angekommen sieht es aber auch schon wieder anders aus. Die Hütten wie wir sie kennen sind nicht mehr da, stattdessen steht da ein Haus. Es ist auch niemand da, den wir fragen könnten. Doch hinter dem Haus ist die Wasserzisterne, wie wir sie kennen. Jetzt haben wir Gewissheit, dass wir richtig sind. Da kommt auch von nebenan eine junge Frau, die mich herzlich begrüßt. Es ist Sonja, Antonios Nichte.

Gegen 16.00 Uhr brechen Dagmar, Diana und ich nach Maputo auf. Olaf und Jens wollen im Busch bleiben, da wir in 2 Tagen mit Anonio wiederkommen wollen. Ca. 350 km. liegen noch vor uns. Es geht meist schnurgeradeaus. Die ersten Kilometer sind noch Baustelle, doch dann kann man die Höchstgeschwindigkeit ausnutzen.

 

Mit 90 - 100 km/h geht es vorwärts. Im Abstand von etwa 10 Kilometern liegen kleinere Ortschaften direkt an der Straße. Die Geschwindigkeit wird zunächst auf 80 und dann auf 60 km/h begrenzt. In einem dieser Orte habe ich aber wohl das Bremspedal nicht gleich gefunden. Ein Herr in blau (Die Polizei in Mosambik hat blaue Uniformen) winkt uns mit seiner Kelle an den Straßenrand. Dort steht ein Stativ. Was das Teil darauf für eine Funktion hat, kann ich mir schon denken. Ich darf es mir genauer ansehen.

 

Auf der Rückseite zeigt ein kleines Display in roter Schrift die Zahl 70 an. Man sollte sich eben an die bunten Täfelchen am Straßenrand halten. Der Beamte holt eine Tabelle hervor wo unter 10 km/h Überschreitung die Zahl 1.000.000 steht. Eine Million Meticais - ca. 35 Euro. Da werde ich wohl zahlen müssen. Aber eine Quittung wird man doch verlangen dürfen. Kein Problem, dafür braucht er aber meinen Führerschein weil der Name auf den Beleg muss. Plötzlich will er etwas von mir. Eine Million Meticais ist für uns Touristen doch sicher eine Menge Geld. Könnten wir auf Quittung verzichten, würde sich dieser Betrag halbieren. Ich frage zur Sicherheit noch mal nach, da ich die Sache noch nicht so recht glauben kann. Also dann 500.000 Meticais? Ja, das geht so in Ordnung. Schönen Tag noch und weiter geht es.

 

Und ab jetzt wird immer peinlich genau auf den Tacho geachtet, lieber ein paar km/h zu wenig als zu viel. Wieder kommt eine dieser Ortsdurchfahrten. In der Ortsmitte stehen mehrere Menschen am Straßenrand. Mit ordnungsgemäßer Geschwindigkeit kommen wir näher. Von der Seite kommt ein Junge mit einem Fahrrad. Anstatt stehenzubleiben tritt er in Pedale und fährt mir direkt vor das Auto. Nur mit einer Vollbremsung kann ich Schlimmeres vermeiden. Beim Bremsenquietschen springt er von seinem Rad zu Seite. Das Vorderrad werde ich wohl erwischt haben - denke ich. Aber er zieht sein Rad weg und verschwindet.

 

Machen die hier so eine Art Mutprobe oder was? Meine Nerven lagen zu diesem Zeitpunkt blank. Mit Lastminute Reisen wäre uns so etwas wohl nicht passiert. Aber wir müssen weiter, noch ein paar hundert Kilometer liegen vor uns. Auch haben ich kein Bedürfnis bei Dunkelheit durch die mosambikanische Prärie zu fahren. Entfernungstafeln sind auf der EN1, das ist die Strasse die Mosambik von Süd nach Nord durchzieht nur spärlich vorhanden. Als wir vermuten bald das Stadtgebiet von Maputo zu erreichen, sagt uns ein Wegweiser, dass es noch 75 km sind. Mittlerweile ist es komplett dunkel. Es herrscht wenig Verkehr und der Straßenzustand ist recht gut. Immer wieder tauchen plötzlich Personen am Rand auf. Am sichersten fühle ich mich, wenn ich im Abstand von 50 Meter hinter einem anderen Fahrzeug herfahren kann.